Pressemitteilung

PE-Fonds investieren wieder kräftig in Gesundheitssektor
  • Zunahme bei Megadeals treibt Markterholung und trägt zu zweithöchstem Transaktionsvolumen aller Zeiten bei
  • Hohe Dealaktivitäten in Nordamerika und Europa gleichen Einbruch im asiatisch-pazifischen Raum aus
  • Biopharma-Segment steht beim weltweiten Transaktionsvolumen weiter an der Spitze 

Der Private-Equity-(PE-)Markt im Gesundheitssektor ist 2024 weltweit auf rund 115 Milliarden US-Dollar gestiegen und hat damit das zweithöchste Transaktionsvolumen aller Zeiten erreicht. Das hat der „Global Healthcare Private Equity Report 2025“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company ergeben. Er beleuchtet die jüngsten Entwicklungen sowie deren Treiber und blickt auf die Trends, die den Markt im Jahresverlauf prägen werden. 

Die Markterholung im vergangenen Jahr wurde insbesondere durch eine Zunahme bei den Megadeals befeuert. Insgesamt überstiegen fünf Transaktionen die Marke von jeweils fünf Milliarden US-Dollar, verglichen mit zwei Deals 2023 und nur einem 2022. Nordamerika blieb mit einem Anteil von 65 Prozent des globalen Transaktionsvolumens der größte Markt, während auf Europa 22 Prozent und auf den asiatisch-pazifischen Raum 12 Prozent entfielen. Die Anzahl der Transaktionen hingegen ist verglichen mit historischen Werten stabil geblieben, wobei eine Welle von Deals in Nordamerika und Europa den Einbruch um 49 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum ausgeglichen hat.  

Dealaktivitäten in Europa auf Höchststand  

„Der Private-Equity-Markt im Gesundheitssektor hat sich 2024 stark zurückgemeldet, was vor allem an einer Zunahme groß angelegter Transaktionen im Bereich Biopharma lag“, erklärt Dr. Franz-Robert Klingan, Bain-Partner und Co-Autor des Reports. Darüber hinaus kam es zu einer Erholung bei Transaktionen im Segment Healthcare-IT. Auch 2025 dürften die Investoren (LPs) aufgrund ihrer starken Renditen und Branchenexpertise weiterhin auf Mid-Market-Fondsmanager setzen. „Vorausschauende Investoren werden die Chancen im Auge behalten, die sich aus Carve-outs ergeben“, so Klingan. „Und sie werden in ihren Due-Diligence-Prozessen zunehmend auf die intrinsische Steigerung des Unternehmenswerts achten.“ 

Europa verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt 136 Buyout-Deals mit veröffentlichtem Wert. Damit lag die Zahl spürbar über dem Höchststand von 2021, was durch die Fokussierung auf kleinere Deals in der ersten Jahreshälfte 2024 begünstigt wurde. Das starke Wachstum des Buyout-Volumens und das sich stabilisierende makroökonomische Umfeld stimmen den Markt optimistisch, sodass sich der Anstieg der Dealaktivitäten auf absehbare Zeit fortsetzen dürfte. 

Biopharma-Segment bei Megadeals im Fokus 

Das Biopharma-Segment bleibt weiterhin führend, vor allem dank mehrerer großer Transaktionen im Jahr 2024. Dennoch ist die Gesamtzahl der Deals in den Segmenten Biopharma und Life-Sciences-Tools seit 2020 durchschnittlich um 5 beziehungsweise 10 Prozent pro Jahr gesunken. Ursächlich dafür sind die anhaltenden Differenzen zwischen Preiserwartungen von Käufern und Verkäufern („Bid-ask Spread“) sowie die geringeren Ausgaben für Pharmadienstleistungen. Letzteres ist auf einen deutlichen Rückgang der Risikokapitalfinanzierung für US-Biopharmazeutika infolge der Corona-Pandemie zurückzuführen. 

Die Anzahl der Deals rund um Healtcare-IT erholte sich 2024 aufgrund mehrerer Faktoren. Anbieter, die mit finanziellem Druck im Gesundheitswesen und sich ändernden Erstattungsmodellen konfrontiert sind, investieren in Systeme zu Effizienzsteigerung. Dementsprechend investieren Private-Equity-Fonds zunehmend in Firmen, die Workflow-Verbesserungen unterstützen. Gleichzeitig modernisieren Biopharmaunternehmen ihre IT-Infrastruktur für klinische Studien, um die Medikamentenentwicklung angesichts eines stärkeren Finanzierungsdrucks sowie strengerer Regulierung zu beschleunigen und zu verbessern. 

Die vier wichtigsten Zukunftstrends  

Vier wesentliche Entwicklungen haben die weltweiten Transaktionen maßgeblich beeinflusst und prägen die PE-Landschaft im Gesundheitswesen: 

  • Mid-Market-Fonds sind weiterhin innovativ und wachsen. Auf das Gesundheitswesen ausgerichtete Investmentfonds, die sich auf Unternehmen aus dem mittleren Marktsegment konzentrieren, haben sich in der Vergangenheit besser entwickelt als der breite Markt. Sie profitierten von kontinuierlicher Innovation und Weiterentwicklung der Anlagestrategien. Sie waren zudem in der Lage, die Buyout-Aktivitäten und Exits seit 2020 aufrechtzuerhalten. Mid-Market-Fonds, die sich im Gesundheitswesen engagieren, haben seit 2022 rund 59 Milliarden US-Dollar aufgebracht und damit das Fundraising der letzten drei Jahre um etwa 40 Prozent übertroffen. Während sich Fonds, die sich auf Unternehmen aus dem mittleren Marktsegment konzentrieren in der Vergangenheit eher auf Leistungserbringer konzentrierten, haben sie nun ihren Fokus auf IT und Dienstleistungen im Gesundheitswesen ausgeweitet. 
  • Carve-outs erschließen Potenziale in einem angespannten Dealmarkt. Trotz der jährlichen Schwankungen der Transaktionsaktivität befinden sich Carve-outs im Gesundheitswesen seit 2010 in einem Aufwärtstrend. Erfolgreich umgesetzt, ermöglichen sie es börsennotierten Unternehmen, ihre Margen zu verbessern, sich auf Umsatzwachstum zu konzentrieren und Verschuldung sowie Komplexität zu reduzieren. Sie erlauben es PE-Fonds zudem, übersehene Assets mit hohem Wertschöpfungspotenzial unter neuer Eigentümerschaft zu erwerben. 

  • Maximierung des Unternehmenswerts zum Exit ist eine strategische Notwendigkeit. Die Anzahl der Exits blieb 2024 niedrig – verglichen mit dem Höchststand 2021 sind sie sogar um 41 Prozent eingebrochen. Grund dafür sind die zwischenzeitlich gestiegenen Zinssätze und der daraus resultierende Bid-ask Spread. Während steigende Multiples früher fast die Hälfte der gesamten Wertsteigerung ausmachten, ist dieses Szenario in den kommenden Jahren unwahrscheinlich. Für eine erfolgreiche Exit-Strategie müssen Verkäufer daher die Performance (Marge) und weitere Entwicklung ihrer Assets objektiv darlegen und passenden Wertschaffungspläne definieren.  

  • Investitionen im asiatisch-pazifischen Raum entwickeln sich weiter. PE-Fonds weiten ihre Investitionen über China hinaus auf den gesamten asiatisch-pazifischen Raum aus, wo das Transaktionsvolumen seit 2016 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 21 Prozent gestiegen ist. Allerdings ist es seit 2023 auch wieder deutlich zurückgegangen. Das lag an dem Rückgang der Transaktionen in China, der Verlagerung der Dealaktivitäten nach Indien, Japan und Südkorea sowie dem verstärkten Wettbewerb durch strategische Akteure mit Interesse an Fusionen und Übernahmen. Insbesondere Indien entwickelt sich zu einer überzeugenden, wirtschaftlich starken Alternative mit einer wachsenden Mittelschicht, während in Japan und Südkorea das Transaktionsvolumen durch günstige makroökonomische und demografische Faktoren wie einer alternden Bevölkerung steigt.

„Wir sind optimistisch, was die Aussichten für Private Equity im Gesundheitswesen 2025 angeht“, betont Bain-Partner Klingan. „In Zukunft deutet der kontinuierliche Anlagedruck in PE-Portfolios zusammen mit der zunehmenden Forderung der LPs, Liquidität bereitzustellen, auf einen weiteren Anstieg des Transaktionsvolumens und ein kontinuierliches Wachstum auch in diesem Jahr hin.“