Pressemitteilung

Brillante Aussichten für die Edelmarken
  • Weltweiter Markt für persönliche Luxusgüter legt 2022 voraussichtlich auf 353 Milliarden Euro zu
  • Trotz schlechterer wirtschaftlicher Bedingungen wächst das High-End-Geschäft bis zum Ende dieser Dekade jedes Jahr um 3 bis 8 Prozent
  • Hohe Nachfrage der jungen Generation trägt entscheidend zum Boom der Nobelmarken bei
  • In Zukunft müssen Luxusanbieter verstärkt auf moderne Technologien setzen

Die Luxusgüterindustrie boomt – und das trotz Krieg, Inflation und Rezessionsgefahr. Der weltweite Markt für persönliche Luxusgüter, dazu gehören hochwertige Kleidung, Schuhe, Lederwaren, Parfüm und Schmuck, dürfte 2022 um 22 Prozent auf 353 Milliarden Euro wachsen. Das gesamte High-End-Geschäft, das auch Yachten, Jets und Sportwagen sowie Designermöbel, Kunst, erlesene Speisen und Getränke oder außergewöhnliche Reisen umfasst, legt voraussichtlich um 21 Prozent auf 1,4 Billionen Euro zu. Dies sind Ergebnisse der 21. Ausgabe der „Luxury Goods Worldwide Market Study“, die die internationale Unternehmensberatung Bain & Company einmal mehr gemeinsam mit dem italienischen Luxusgüterverband Fondazione Altagamma erstellt hat.

Verbesserte Resilienz

Auch mittelfristig ist von einem kräftigen Wachstum auszugehen. Je nach Entwicklung der Weltwirtschaft wird der Markt für persönliche Luxusgüter bis 2030 einen jährlichen Anstieg von 3 bis 8 Prozent verzeichnen können und dann auf ein Gesamtvolumen von 540 bis 580 Milliarden Euro kommen. Gemessen an 2022 wäre dies ein Plus von 60 Prozent. „Die Aussichten des Luxusgeschäfts sind ohne Zweifel ausgesprochen positiv“, stellt Marie-Therese Marek, Bain-Partnerin und Luxusgüterexpertin, fest. „Im Vergleich zur globalen Finanzkrise 2008/2009 erweisen sich die Edelmarken heute als deutlich resilienter. Dank einer größeren Kundenbasis und eines aus vielfältigen Absatzkanälen bestehenden Ökosystems können sie ökonomische Turbulenzen mittlerweile weitaus besser bewältigen.“ 

Abgezeichnet hatte sich diese Entwicklung bereits 2021, als sich das Luxusgeschäft trotz anhaltender Corona-Krise schnell erholte. Und obwohl der wichtigste Markt China wegen der Pandemie noch immer unter scharfen Restriktionen leidet, in Europa und den USA eine Rezession droht und die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen, werden 95 Prozent aller Nobelmarken 2022 ein positives Wachstum erzielen. Die Profitabilität geht allerdings leicht zurück, denn die Unternehmen investieren ungeachtet der widrigen Rahmenbedingungen weiter in ihre Zukunft.

Luxusbegeisterte Jugend

Die zuletzt starke Wachstumsdynamik im Luxussektor ist laut Bain-Report maßgeblich auf die Kauflust jüngerer Menschen zurückzuführen, allen voran der Millennials und der Generation Z. Und in den nächsten Jahren wird die Nachfrage der nach 1995 und 2010 Geborenen, sprich Gen Z und Gen Alpha, dreimal so hoch ausfallen wie die der älteren Generationen. 2030 werden die Käufe der Jüngeren schließlich ein Drittel des gesamten Umsatzes der Edelmarken ausmachen.

Insbesondere die ab 1995 geborenen Konsumentinnen und Konsumenten sind den teuren und qualitativ hochwertigen Produkten schon sehr früh zugetan. Sie kaufen ihre ersten Luxusgüter oft schon im Alter von 15 Jahren. Dagegen haben sich die Millennials, also die Generation Y, im Schnitt erst mit 18, 19 oder 20 Jahren ins Luxusgeschäft begeben.

„Very Important Clients“ im Blick

Die glänzende Verfassung des Luxusgeschäfts hat aber noch einen anderen Grund. Viele Anbieter spezialisieren sich mittlerweile auf die besonders wohlhabenden ‚Very Important Clients‘ und bieten speziell auf sie zugeschnittene Produkte und Kauferlebnisse zu sehr hohen Preisen an. Damit erwirtschafteten sie 2022 rund 40 Prozent des gesamten Branchenumsatzes – nach 35 Prozent im Jahr zuvor. Allerdings steigern die Nobelmarken schon seit Jahren insgesamt ihr Preisniveau. Diese bewusste ‚Veredelungsstrategie‘ ist ursächlich für rund 60 Prozent des Wachstums, das zwischen 2019 und 2022 erzielt wurde.

Ausruhen können sich die Nobelmarken auf ihren jüngsten Erfolgen indes nicht. „Um die anstehenden weltwirtschaftlichen Herausforderungen bewältigen zu können, reichen exzellente Produkte und ein besonderes Kauferlebnis nicht aus“, betont Bain-Partnerin Marek. „Die Luxusanbieter müssen stärker denn je investieren und neue Prioritäten setzen. Das gilt vor allem für das Thema Nachhaltigkeit sowie den Einsatz innovativer Technologien.“

Nutzbringender Tech-Einsatz

Vor diesem Hintergrund befassen sich immer mehr Luxushersteller mit 3-D-Druck, künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen, Augmented Reality, Blockchain oder Holographie. In puncto Einsatz liegt aber noch einiges im Argen. So zeigt eine aktuelle Bain-Analyse bei 75 Mitgliedsunternehmen des französischen Luxusverbands Comité Colbert, dass diese im Schnitt gerade mal zwei der verfügbaren modernen Technologien nutzen. Einzig die schon etablierten RFID-Systeme sowie 3-D-Druck und 3-D-Darstellungen verzeichnen bereits Adaptionsraten von mehr als 30 Prozent. Ihre Zurückhaltung begründen die befragten Unternehmen in erster Linie mit der fehlenden Relevanz einiger dieser technischen Innovationen aufgrund der spezifischen Anforderungen ihrer Branche sowie dem Mangel an Fachkräften im eigenen Haus.  

Dabei wäre der Tech-Einsatz für die Edelmarken gleich in mehrfacher Hinsicht von Vorteil. „Mithilfe von 3-D-Bildern, künstlicher Intelligenz oder Neuroanalysen können Luxusanbieter die Kundenerfahrung gerade im Digitalgeschäft deutlich intensivieren und personalisieren“, weiß Bain-Partner Miltiadis Athanassiou, der die Praxisgruppe Konsumgüter und Handel in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika (EMEA) leitet. „Darüber hinaus verbessern RFID, maschinelles Lernen oder Blockchain die operativen Geschäftsprozesse. Und schließlich lassen sich mit modernen Technologien Produktion und Absatz der Luxusprodukte klimaverträglicher und umweltfreundlicher gestalten.“