Pressemitteilung
Die Europäische Union verfolgt ambitionierte Klimaziele, geht dabei aber oft wenig koordiniert vor. Die Folge: Zwischen 2000 und 2010 sind in den EU-Mitgliedsstaaten beim Aufbau erneuerbarer Energien Mehrkosten von bis zu 140 Milliarden US-Dollar entstanden. Grund dafür ist eine unzureichende Abstimmung auf EU-Ebene, um die klimatischen Bedingungen optimal auszunutzen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „The Future of Electricity: Attracting investment to build tomorrow’s electricity sector“ der internationalen Managementberatung Bain & Company und des Weltwirtschaftsforums (WEF).
- Beim Aufbau von Windkraft- und Solaranlagen werden klimatische Bedingungen bislang nur unzureichend berücksichtigt
- Stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene gefordert
Die Europäische Union gehört zu den Vorreitern bei der Erreichung der ambitionierten Klimaziele, die sich die OECD-Staaten gesetzt haben. Allein in den Aufbau von Windkraft- und Solaranlagen haben die EU-Mitgliedsstaaten zwischen 2000 und 2010 rund 550 Milliarden US-Dollar investiert. Doch bei der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen herrscht oft Aktionismus. So treiben die EU-Länder den Aufbau von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien auf nationaler Ebene voran, ohne ihre Bemühungen untereinander abzustimmen. Darüber hinaus erfolgt die Auswahl der Standorte für Windkraft- und Solaranlagen häufig nach dem Gießkannenprinzip, anstatt die klimatischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und so einen möglichst effizienten Betrieb der Anlagen zu gewährleisten. So liegt zum Beispiel die Sonnenleistung in Spanien mit 1.750 Kilowattstunden pro Quadratmeter rund 65 Prozent über der in Deutschland, während die Kapazität der Solaranlagen in der Bundesrepublik die aus Spanien um 600 Prozent übertrifft.
Jeder vierte Dollar hätte eingespart werden können
Im Zeitraum von 2000 bis 2010 sind so durch die ineffiziente Nutzung der Ressourcen Mehrkosten in Höhe von 140 Milliarden US-Dollar entstanden. „Jeder vierte Dollar, der EU-weit in den Aufbau von Windkraft- und Solaranlagen geflossen ist, hätte eingespart werden können, wenn die Anlagen dort aufgestellt worden wären, wo sie ihre größtmögliche Leistung erzielen können – also Windkraft im Norden und Sonnenenergie im Süden“, bilanziert Dr. Klaus Neuhaus, Partner bei Bain & Company und Leiter der Praxisgruppe Industriegüter- und Dienstleistungen im deutschsprachigen Raum.
Auf europäischer Ebene ist daher eine stärkere Zusammenarbeit erforderlich. „Nur so kann jedes Land seinen größtmöglichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emmissionen leisten“, sagt Neuhaus. Dadurch wird die Stromversorgung der Zukunft nachhaltiger, wirtschaftlicher und verlässlicher – und damit auch interessanter für Investoren, die notwendig sind, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Zudem wächst durch die Gewissheit, dass die Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien optimal eingesetzt werden, die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich an den Kosten zu beteiligen.
UN-Klimagipfel in Paris muss klares Signal setzen
Dieser Rückhalt ist gerade für Länder wie Deutschland eine der maßgeblichen Voraussetzungen, damit die Energiewende zum Erfolg wird. Die EU-Länder sind somit gefordert, sich gemeinsam für eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie die Schaffung einheitlicher Rahmenbedingungen beim Aufbau erneuerbarer Energien einzusetzen. „Beim Strommarkt der Zukunft steht Europa am Scheideweg“, so Bain-Partner Neuhaus. „Die EU muss zu einer echten Energiegemeinschaft werden. Ansonsten drohen die Kosten bei der Erreichung der Klimaziele durch ineffiziente Anlagen und Versorgungsunsicherheiten auf Länderebene aus dem Ruder zu laufen.“ Spätestens auf dem UN-Klimagipfel Ende des Jahres in Paris muss die EU ein klares Zeichen geben.
Eine interaktive Infografik zur Veranschaulichung der Analyseergebnisse steht unter http://widgets.weforum.org/future-of-electricity-2015/ zur Verfügung.