Brief
Auf einen Blick
- Telekommunikationsunternehmen fällt es immer schwerer zu wachsen
- Die Kernmärkte sind gesättigt, gleichzeitig müssen Netze modernisiert und ausgebaut werden
- Drei sehr verschiedene Transaktionsarten – Scale-, Scope- sowie Infrastruktur-Deals – führen zu mehr Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit
Fehlende Wachstumsperspektiven und hoher Investitionsbedarf setzen viele Telekommunikationsunternehmen unter Druck. In den meisten Regionen sind die TK-Märkte gesättigt. Selbst in Entwicklungsländern ist das Wachstumspotenzial nur noch gering. Reife Märkte wie Europa sind seit langem von intensivem Preiswettbewerb und ersten Konsolidierungen geprägt. Um ihre Kunden zu halten, müssen die Unternehmen in 5G- sowie die Glasfasernetze der nächsten Generation investieren. Und gleichzeitig wollen die Investoren mehr Umsatz und Profitabilität sehen.
Angesichts des steigenden Investitionsdrucks sinken die Unternehmensbewertungen am Kapitalmarkt. Seit 2015 mussten Kabelnetzbetreiber in einem positiven Börsenumfeld Einbußen ihrer Multiples von mehr als 20 Prozent hinnehmen, bei integrierten TK-Anbieter waren es immerhin 7 Prozent.
Deshalb konzentrieren sich viele Unternehmen auf Fusionen und Übernahmen, Joint Ventures sowie Desinvestitionen. Richtig gemacht haben M&A-Transaktionen in der TK-Branche noch immer einen erheblichen Mehrwert für alle Beteiligten:
- Scale-Deals bleiben ganz oben auf der Vorstandsagenda. Sie bringen Telekommunikationsunternehmen Größenvorteile und können zu Marktführerschaft verhelfen. Die fortschreitende Konsolidierung limitiert allerdings die Zahl möglicher Targets. Zudem sehen die Regulierungsbehörden solche Zusammenschlüsse zunehmend kritisch.
- Scope-Deals schließen Lücken im Kerngeschäft oder helfen, in neue Geschäftsbereiche zu expandieren. Typische Wege sind der Vorstoß in wachstumsstarke IT-Märkte wie Cloud Services, Cyber Security und das Internet der Dinge oder der Zukauf von Medienunternehmen und damit exklusiver Inhalte. Durch Cross-Selling und höhere Kundenbindung steigt der Umsatz.
- Infrastruktur-Deals ermöglichen es TK-Unternehmen, ihre Netzinfrastruktur auszubauen und Netze zu kombinieren. Auf diese Weise können neue Investoren gewonnen und Synergien durch eine bessere Infrastrukturnutzung gehoben werden.
Scale-Deals nehmen aufgrund limitierter Targets in Zukunft ab, während Scope-Deals zur Erweiterung des Portfolios zunehmen werden. Daneben wird es angesichts niedriger, zum Teil sogar negativer Zinsen und des anhaltenden Investitionsdrucks mehr Infrastruktur-Deals geben. Von 2013 bis 2018 machten Infrastruktur-Deals etwa 10 Prozent des Transaktionsvolumens in der TK-Branche aus, welches sich auf 1,1 Billionen US-Dollar belief.
Laut Bain-Studie ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Infrastrukturgeschäft bis zu viermal höher als im Vertriebs- und Servicegeschäft (Abbildung 1). Durch den – auch anteiligen – Verkauf ihrer Infrastruktur können TK-Unternehmen die finanziellen Mittel freisetzen, die sie für Modernisierung und Ausbau ihrer Netze dringend benötigen und gleichzeitig ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Aktionären nachkommen.