Brief
Auf einen Blick
- Die europäischen Banken fallen im Kapitalmarktgeschäft hinter den US-Instituten zurück – der Umschwung gelingt nur durch einen grundlegenden Kurswechsel
- Nach Bain-Prognosen wird das weltweite Kapitalmarktgeschäft bis 2021 voraussichtlich um 5 Prozent auf insgesamt 231 Milliarden US-Dollar wachsen
- Um wettbewerbsfähiger zu werden, müssen Europas Banken ihre digitalen Investitionen beschleunigen, in Mitarbeiter investieren, ihre Vertriebs- und Marketingkompetenz steigern sowie externe Partnerschaften verbessern
Europas Banken haben mit Blick auf die relativen Marktanteile und Wachstumsraten im Kapitalmarktgeschäft einen steinigen Weg hinter sich. Ihre Wettbewerber aus den USA haben in den letzten Jahren hingegen weiter an Boden gewonnen – auch dank umfangreicher Investitionen in neue Technologien. Einige Anbieter vermarkten sich mittlerweile sogar mehr als Hightech-Unternehmen denn als Bank. So haben die US-Institute signifikante Marktanteile auf dem alten Kontinent gewonnen.
Die europäischen Banken müssen umdenken, denn das Kapitalmarktgeschäft bleibt auch künftig attraktiv. Zwar sanken von 2009 bis 2018 die Erträge weltweit um durchschnittlich 3,9 Prozent pro Jahr auf 220 Milliarden US-Dollar. Die Profitabilität blieb aber auf einem attraktiven Niveau. Im Jahr 2018 belief sich der Profitpool auf insgesamt 72 Milliarden US-Dollar.
Nach Bain-Prognosen wird das globale Kapitalmarktgeschäft bis 2021 wieder um 5 Prozent auf 231 Milliarden US-Dollar zunehmen. Unter besonders günstigen Rahmenbedingungen wäre sogar ein doppelt so hohes Wachstum möglich. Zuwächse sind insbesondere im Fixed-Income-Segment sowie im M&A-Geschäft zu erwarten.
Neue Chance für die Institute vom alten Kontinent
Europäische Banken können von dem Wachstum profitieren und Marktanteile zurückgewinnen, wenn sie sich in vier Bereichen gut aufstellen:
- Investitionen in ausgewählte digitale Technologien beschleunigen. Keine Bank kann darauf verzichten, mithilfe von Technologie ihre Effizienz zu steigern, neue Services anzubieten und deren Qualität zu verbessern. In den kommenden Jahren ergeben sich insbesondere im Kredit-, Zins- und Rohstoffgeschäft die größten Effekte durch Robotic Process Automatization (RPA), die fortlaufende Digitalisierung sowie dem zunehmenden Einsatz der Blockchain-Technologie.
- Mitarbeiter und neue Talente auf die Zukunft vorbereiten. Customer Relationship Management ist im Kapitalmarktgeschäft von zentraler Bedeutung. Es gilt, proaktiv und schnell zu handeln sowie kontinuierlich exzellente Services anzubieten. Stärker als je zuvor müssen die Institute aus Sicht ihrer Kunden denken und diese mithilfe gut geschulter Vertriebskräfte und neuer Talente binden. Die Banker von morgen sollten zudem technologieaffiner werden und damit auch in der Lage sein, das vorhandene Datenmaterial gezielt zu nutzen.
- Effektives Cross- und Up-Selling schaffen. Europas Kreditinstitute sollten ihren Heimvorteil besser ausspielen, da insbesondere Mittelständler die Nähe zu ihrem Banker schätzen. Für ein effektiveres Cross- und Up-Selling benötigen Banken darüber hinaus einen detaillierten Plan für jeden Kunden sowie passende, mittel- bis langfristig orientierte Incentivierungs- und Vergütungsmodelle.
- Ökosysteme mit Partnern aufbauen. Entlang der Wertschöpfungskette im Kapitalmarktgeschäft ergeben sich immer mehr Anknüpfungspunkte für die Zusammenarbeit mit Partnern wie Fintechs oder Infrastrukturanbietern. Die europäischen Banken können auf diesem Weg sehr effizient ihr Portfolio verbessern und erweitern.