Report
Auf einen Blick
- Bereits vor der Corona-Krise hat sich das Gewinnwachstum bei vielen Unternehmen abgeschwächt
- Die globale Rezession infolge der Pandemie könnte zu einer Beschleunigung dieses Trends führen
- Deglobalisierung, Fachkräftemangel und die Vorherrschaft von weltweit wenigen Großunternehmen schmälern die Profitabilität
- Europas Wirtschaft ist besonders stark betroffen und muss ihre Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern
Die weltweiten Unternehmensgewinne sind in den vergangenen drei Dekaden stetig gewachsen. Doch diese goldene Ära neigt sich dem Ende zu, prognostiziert die Bain-Studie in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Oxford Economics. Darin analysieren wir die Profitabilität von 13.000 börsennotierten Unternehmen in 26 Ländern, in denen mit 72 Prozent der Großteil aller weltweiten Gewinne erwirtschaftet wird. Dazu zählen auch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Wachsender Druck auf die Gewinne
Bereits vor der Corona-Krise deuteten sich in der industrialisierten Welt rückläufige Wachstumsraten an. Der Profitgipfel schien erreicht. Die globale Rezession infolge der Pandemie könnte diese Entwicklung noch weiter verstärken. Viele Unternehmen haben derzeit mit massiven Gewinneinbrüchen oder sogar Verlusten zu kämpfen. Wie vergangene historische Krisen könnte auch die Corona-Pandemie den ökonomischen Wandel beschleunigen, der sonst schleichend über mehrere Jahre hinweg eingetreten wäre.
Zwei Trends verursachen die rückläufige Gewinnentwicklung: Zum einen gibt es bereits seit einigen Jahren eine Gegenbewegung zur Globalisierung. Vor dem Hintergrund zunehmender Handelskonflikte organisieren Unternehmen ihre Lieferketten neu und setzen nicht mehr nur auf die weltweit günstigsten Zulieferer. Eine verstärkte lokale beziehungsweise regionale Produktion verringert jedoch die Margen.
Zum anderen verändert der demographische Wandel die Arbeitsmärkte. Nach dem Arbeitskräfteüberangebot zu Zeiten der Babyboomer mangelt es nun zunehmend an Fachkräften. Der Corona-Schock bremst diese Entwicklung bestenfalls kurzfristig. Da künftig in vielen Branchen qualifiziertes Personal fehlt, werden die Einkommen tendenziell steigen. Dies geht zulasten der Unternehmensgewinne.
Große Unternehmen sind die Gewinner
Automatisierung und Digitalisierung wirken der sinkenden Profitabilität zwar entgegen, doch die Vorteile des technischen Fortschritts nutzen in erster Linie die größten und agilsten Unternehmen (Abbildung). Diese ungleiche Entwicklung zeichnet sich bereits seit Jahrzehnten ab. In den 1980er-Jahren erzielten börsennotierte US-Firmen mit weniger als einer Milliarde US-Dollar Umsatz im Schnitt eine Eigenkapitalrendite von 11 Prozent. Zuletzt waren es lediglich 5,1 Prozent. Konzerne mit mehr als 25 Milliarden US-Dollar Umsatz konnten hingegen ihre Eigenkapitalrendite von 14,6 auf 21,2 Prozent steigern.
Das Beispiel USA zeigt zwar, dass die durchschnittliche Profitabilität der untersuchten Unternehmen seit 1990 insgesamt beständig zunahm. Doch vor allem die großen Konzerne konnten ihre Finanzkraft stärken, während diese bei vielen kleinen und mittleren Firmen immer weiter abnahm. Die Corona-Krise kann dabei insbesondere für die hoch verschuldeten Unternehmen verheerende Folgen haben, die entweder aufgekauft oder liquidiert werden. Alternativ könnten einige Unternehmen als ‚Zombie-Firmen‘ überleben, deren Kredite von den Banken nur verlängert werden, um deren Bilanzen nicht mit hohen Abschreibungen zu belasten.
Schwache Profitabilität europäischer Unternehmen
Europas Unternehmen leiden besonders stark unter rückläufiger Profitabilität. Gewinnsteigerungen beruhten zuletzt weitgehend auf der Einführung des Euro und der wirtschaftlichen Kooperation in der Europäischen Union. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stieg indes nur wenig an. Zudem schwächte unter anderem der forcierte Abbau von Staatsschulden und die wirtschaftliche Stagnation in vielen Ländern deren Firmen.
Besonders auffällig ist der Rückstand der Europäer gegenüber den USA und China im Tech-Sektor sowie bei den Internetplattformen. Die dortigen Branchengiganten erzielen sehr hohe Margen. Ohne energische Anstrengungen fällt die europäische Wirtschaft in Zukunft bei der Profitabilität noch weiter zurück. Schon jetzt liegt der Anteil Europas an den weltweit erwirtschafteten Unternehmensgewinnen lediglich bei 21 Prozent. Im Jahr 2000 lag er noch bei 40 Prozent, was der Region damals den Spitzenplatz sicherte.
Eine überzeugende Langfriststrategie tut not
Da sich ein Großteil der Profitabilitätsunterschiede auf individuelle Gegebenheiten in einem Unternehmen oder einer Branche zurückführen lassen, können Firmen trotz des schwierigen Umfelds auskömmliche Margen erwirtschaften. Dazu ist es seitens des Managements nötig, Wettbewerbsvorteile herauszuarbeiten oder das Geschäft auszubauen, sei es organisch oder anorganisch.
In einer Rezession einfach nur die Kosten zu senken führt nicht zum Erfolg. In turbulenten Zeiten sollte die dauerhafte Stabilisierung des Unternehmens noch vor den Quartalszahlen das oberste Ziel sein. Es braucht eine Langfriststrategie, in der die nachhaltig profitable Entwicklung des Unternehmens und dessen Nutzen für die Gesellschaft im Vordergrund stehen. Diese kann dann die Investoren überzeugen.
Peak Profits
Even before Covid-19, the golden age of corporate profitability was showing signs of topping out.