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Die USA reindustrialisieren – und Deutschland profitiert
Wenn die Produktion in den Vereinigten Staaten wieder anzieht, geht das unweigerlich zulasten reifer Volkswirtschaften mit einem hohen Fertigungsanteil. So die landläufige Meinung. Doch die Bain-Studie „Go West! Wie Unternehmen von der Reindustrialisierung der USA profitieren können“ widerlegt nachdrücklich, dass es sich hier um ein Nullsummenspiel handelt. Entsprechend ist auch die Warnung vor einem drohenden Auszehrungsprozess hinfällig. Tatsache ist: Kein anderes OECD-Land wird von der Renaissance der Fertigung in den USA stärker profitieren als Deutschland.
Ausschlaggebend dafür ist, dass US-Unternehmen für den Wiederaufbau und die Modernisierung ihrer Produktionsstätten vor allem Maschinen und Anlagen, Ingenieurleistungen sowie Zulieferteile benötigen – und gerade in diesen Bereichen sind deutsche Unternehmen traditionell stark. In der Folge werden die deutschen Exporte in die USA laut Bain-Studie bis 2017 um 28 Prozent beziehungsweise 29 Milliarden US-Dollar steigen. Allerdings werden sich Deutschlands Unternehmen nicht allein auf ihre Exportstärke verlassen. Vielmehr schaffen sie zunehmend Fertigungskapazitäten in den USA und tun es damit Wettbewerbern aus anderen Ländern gleich. Verglichen zum Zeitraum 2008 bis 2012 erhöhen sich laut Bain-Prognosen die Direktinvestitionen in den USA von 2013 bis 2017 um gut 50 Prozent. Davon werden deutsche Unternehmen weitaus mehr profitieren als etwa ihre französischen oder italienischen Konkurrenten.
Die Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten eröffnet der deutschen Wirtschaft damit beträchtliche Wachstumschancen. Diese werden aber nur diejenigen Unternehmen nutzen können, die die Weichen für eine Expansion auf dem nordamerikanischen Kontinent richtig stellen. Bain hat dafür vier entscheidende Stellhebel identifiziert:
- Kapitalallokation
- Organisation
- Vertrieb
- Verwaltung
Im Kern geht es darum, die eigene Organisation auf das zu erwartende Wachstum vorzubereiten und die notwendigen Ressourcen rechtzeitig bereitzustellen. Dabei dürfen jedoch die bestehenden Möglichkeiten im EU-Binnenmarkt, in China und in den Schwellenländern nicht aus dem Blickfeld geraten. Alle vier Zugpferde der weltweiten Expansion gilt es wie eine Quadriga zu steuern. Für die deutsche Industrie ist dies eine enorme Herausforderung und zugleich eine einzigartige Chance.
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