Brief

Deutschlands Banken 2014
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Wenn Banker in Deutschland an die 1970er und 1980er Jahre denken, bekommen sie glänzende Augen. Die Bilanzen wuchsen Jahr für Jahr um durchschnittlich zehn Prozent, die Erträge sprudelten und die meisten Finanzinstitute verdienten ihre Eigenkapitalkosten mit Leichtigkeit. Dieses Bild hat sich durch Globalisierung, Wettbewerbsintensität, Digitalisierung, Finanz- und Schuldenkrise, Regulierung sowie schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen grundlegend geändert. Und Besserung ist nicht in Sicht. Vielmehr verlangt der bereits laufende Strukturwandel, der mit dem Umbruch in der Stahlindustrie im vergangenen Jahrhundert vergleichbar ist, von den Banken, sich mit einer Reihe von Herausforderungen auseinanderzusetzen, die ihre Existenz bedrohen.

Dabei sind Deutschlands Banken Veränderungen gewöhnt. Die vorliegende Analyse der langfristigen Entwicklungen im deutschen Bankensektor belegt, wie stark sich die Branche in den letzten vier Jahrzehnten gewandelt hat. So sank die Zahl der Institute seit 1970 um fast 80 Prozent. Gleichzeitig wuchsen die Bilanzen, so dass eine durchschnittliche Bank heute, gemessen an ihrer Bilanzsumme, mehr als 80 Mal so groß ist wie 1970. Doch die Eigentümer haben wenig davon. Im Gegenteil: Die Eigenkapitalrentabilität nach Steuern war zu Beginn der 1970er Jahre mehr als viermal so hoch wie heute. In den vergangenen drei Jahren verdienten nicht einmal sechs Prozent der Banken ihre Eigenkapitalkosten.

Kosten sind rund 30 Prozent zu hoch

Entgegen der landläufigen Meinung ist das jedoch nicht das Ergebnis der jüngst gestiegenen Eigenkapitalanforderungen. Die Renditeschwäche der Banken ist eine langfristige Entwicklung und das Ergebnis des relativ zum Eigenkapital gemessenen Rückgangs der Zins- und Provisionsüberschüsse sowie der strukturell zu hohen Kosten. Die durchschnittliche Cost-Income-Ratio liegt mit etwa 70 Prozent heute auf demselben Niveau wie 1970. Wie entscheidend die Kosten aber sind, zeigt die Analyse der Treiber der Eigenkapitalrentabilität nach Institutsgruppen. Renditestarke Häuser schlagen den Wettbewerb insbesondere durch ein erfolgreiches Kosten- und Risikomanagement.

Angesichts der beschränkten Wachstumsaussichten im Inland und des Eintritts neuer ausländischer sowie digitaler Wettbewerber treten Effizienzpotenziale erneut in den Vordergrund. Die Banken müssten im Durchschnitt bis zu 30 Prozent ihrer Kosten reduzieren, um eine den Eigenkapitalkosten angemessene Rendite zu erwirtschaften.

Fokussierung der Geschäftsmodelle als wesentlicher Hebel

Großes Kostensenkungspotenzial steckt in der längst überfälligen Fokussierung der Geschäftsmodelle. Viele Bereiche lassen sich nur mit entsprechender Größe und durch Skaleneffekte profitabel fortführen, was zu einer deutlich stärkeren Diversifizierung der Geschäftsmodelle führen wird. Der Markt wird sich in Zukunft aufteilen in Globale Universalbanken, Regionalinstitute und Spezialisten, die sich über ihren individuellen Wettbewerbsvorteil wie Kundenzugang oder Realisierung von Skaleneffekten in ihren Produktionsprozessen positionieren. Daneben müssen die Banken alle Register für weitere strukturelle Kosteneinsparungen ziehen. Zunächst heißt das konsequente Prozessoptimierung und -automatisierung über die Produktionsbereiche hinaus. Weiteres Potenzial steckt in der Erneuerung der fragmentierten und über Jahre gewachsenen Kernbankensysteme und Anwendungslandschaften, in der deutlichen Straffung des Filialnetzes, der in den nächsten Jahren rund 11.000 Zweigstellen zum Opfer fallen werden, so wie in der Entschlackung der Organisationsstrukturen. Im deutschen Bankengewerbe ist damit rund ein Fünftel der Arbeitsplätze gefährdet.

 

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