Brief
Hürden in der Lieferkette – nicht etwa Zölle – sind ein sehr kostspieliges Handelshemmnis. Sie können die Vorteile von Beschaffungsstrategien, die auf kostengünstigen Standorten basieren, verringern oder gar vernichten. Unternehmen brauchen umfassende Erkenntnisse und Analysen, wie diese Hürden in der Lieferkette die Anlagenrendite beeinträchtigen.
Jahrzehntelang konzentrierten sich Regierungen und Unternehmen in aller Welt nahezu ausschließlich auf Zölle als vermeintlich größtes Hindernis für den Welthandel. Obwohl die Zölle den tiefsten Stand seit 30 Jahren erreicht haben, sind Reformbemühungen in den letzten Jahren zum Stillstand gekommen und der internationale Handel bleibt ernsthaft eingeschränkt. Ein wichtiger Grund: Die Ineffizienzen und Nadelöhre, die weltweite Lieferketten behindern, stellen sich als weitaus größerer Behinderungsfaktor für grenzüberschreitende Waren- und Dienstleistungsströme heraus als die von Regierungen auferlegten Zölle.
Gemeinsam mit der Weltbank für das Weltwirtschaftsforum analysierte Bain & Company die Auswirkungen, die Hürden in der Lieferkette auf Unternehmen haben – von Verzögerungen an der Grenze und uneinheitlichen Produktverordnungen bis hin zu mangelhafter Infrastruktur und zügelloser Korruption. Unsere Ergebnisse wurden in einem Bericht für das Weltwirtschaftsforum veröffentlicht. Unsere Analyse zeigt, dass bei Reduzierung nur einer Teilmenge dieser Hemmnisse das weltweite BIP sechsmal höher ausfallen könnte, als wenn man alle Hindernisse beseitigen würde.
Für politische Entscheidungsträger hat diese Erkenntnis weitreichende langfristige Folgen: Sie deutet darauf hin, dass die Regierungen ihre Bemühungen, die Leistungsfähigkeit der Lieferketten zu steigern, neu konzentrieren müssen, wenn sie das volle wirtschaftliche Potenzial des Welthandels erschließen wollen. Für Unternehmen, die internationale Märkte nutzen, ist die Botschaft noch dringender: Es erfordert umfassende Erkenntnisse und Analysen, wie diese Hindernisse in der Lieferkette die Anlagenrendite beeinträchtigen, wenn man die richtige Entscheidung treffen will, wo und wie Vermögenswerte global einzusetzen sind. Gelingt es nicht, die damit verbundenen Kosten und Risiken zu antizipieren, so können die Geschäftsvorteile der Beschaffung, des Betriebs oder des Verkaufs in ausländischen Märkten ausgelöscht werden.