Brief
Auf einen Blick
- Möglichst effektiver Einsatz der vorhandenen wirtschaftlichen Ressourcen bleibt erfolgsentscheidend, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können
- Auch in der Saison 2022/2023 hat Bayern München besonders gut gewirtschaftet, auf den Plätzen folgen Union Berlin und Eintracht Frankfurt
- Union Berlin und Freiburg überzeugen beim Kaderwertmanagement, Leverkusen setzt Maßstäbe beim Merchandising, Stuttgart Nummer eins in sozialen Medien
„Geld schießt keine Tore“, sagte einst Meistertrainer Otto Rehhagel. Aber ohne einen professionellen Umgang damit ist nachhaltiger Erfolg im Profifußball längst nicht mehr denkbar. Und die finanziellen Ressourcen sind nach zwei Jahren pandemiebedingt leerer Stadien und steigender Transferausgaben knapp bemessen. Das aktuelle Bain-Bundesliga-Benchmarking nimmt vor diesem Hintergrund den Mitteleinsatz der 16 Erstligisten der Spielzeiten 2022/2023 und 2023/2024 unter die Lupe. Die Aufsteiger 1. FC Heidenheim und SV Darmstadt 98 werden nicht betrachtet.
Die nachfolgende Übersicht verdichtet eine Reihe von Kennzahlen der etablierten Bundesligisten zu einem einzigartigen Benchmarking in gewohnter Tabellenform. Es erfasst die sechs Werthebel, die auf Dauer entscheidend zum wirtschaftlichen und damit letztendlich auch sportlichen Erfolg beitragen. Im Einzelnen sind dies Kaderwertmanagement, Sponsoring, Merchandising, Stadion & Ticketing, Fanmobilisierung sowie Markenpositionierung.
An der Spitze hat sich Serienmeister Bayern München festgesetzt. Die Vizemeisterschaft in puncto Wirtschaft holt sich ebenfalls zum zweiten Mal Union Berlin, gefolgt von Eintracht Frankfurt, beflügelt durch den Gewinn der Europa League 2022. Der größte Sprung nach vorn gelang in der abgelaufenen Saison dem VfB Stuttgart – nicht zuletzt deshalb, da der Abstiegskampf die Fangemeinschaft zusammengeschweißt hat.
Neue Zielgruppen und Einnahmequellen
Erstmals hat Bain in seinem diesjährigen Bundesliga-Benchmarking die aktuellen Entwicklungen im Frauenfußball beleuchtet. Dieser wird von immer mehr Vereinen der Männer-Bundesliga aktiv gefördert. Zwar sind sie dazu seitens der DFL per Lizenzauflage mittlerweile auch verpflichtet, doch dürfte sich ihr Engagement, das zu einer weiteren Professionalisierung des Frauenfußballs führen wird, kurz- bis mittelfristig auszahlen – indem sie neue Zielgruppen erschließen und so ihre wirtschaftliche Basis verbreitern.
Chancen auf zusätzliche Einnahmen ergeben sich zudem durch den Ausbau des digitalen Geschäfts beispielsweise über eine Streaming-Plattform. Auf Dauer sollten die Bundesligisten, ähnlich wie die Vereine der US-amerikanischen Profiligen NFL und NBA, mit solchen Maßnahmen anstreben, über eine breite digitale wie analoge Präsenz sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg ein Stück weit zu entkoppeln.
Damit diese Entkoppelung gelingt, müssen die Bundesligisten regelmäßig die Interessen ihrer Fans sowie der Kapitalgeber über eine Potenzialanalyse erfassen und auf dieser Grundlage systematisch austarieren. Eine Gratwanderung, wie die Diskussionen um die Montagsspiele, die 50+1-Regel sowie zuletzt der nach lautstarken Protesten der Fanbasis geplatzte Investoreneinstieg bei der DFL zeigen.
Chancen ausloten
Die Bundesligavereine sind gefordert, im Dialog mit allen Beteiligten auch weiterhin Chancen für zusätzliche Einnahmen auszuloten und so ihren finanziellen Spielraum zu erhöhen. Denn es braucht eine solide wirtschaftliche Basis, um in der Bundesliga und international oben mitspielen zu können. Und letztendlich erwarten die Fans von ihrer Mannschaft vor allem eins: sportliche Erfolge.